Kultur
Gerhard Schöne in Kelbra
Eine Konzertrezension vom Picknick- und Familienkonzert am Stausee in Kelbra des bekannten ostdeutschen Liedermachers.
21. August 2023
21.08.2023
Gerhard Schöne mit 71 Jahren kein bisschen altbacken
Kelbra. In der vielfältigen Welt der Liedermacher hat sich Gerhard Schöne einen ganz besonderen Platz erobert. Über Jahrzehnte hinweg berührt Schöne die Herzen seiner Zuhörer mit seiner aufrichtigen Kunst und seiner warmen Ausstrahlung.
Am heutigen Sonntag, den 20. August 2023, fand ein kostenloses Konzert am Stausee in Kelbra statt. Das Projekt „Glück Auf! Wohin?“ hatte Kinder, Eltern und alle anderen Fans eingeladen. Die Sonne strahlte bei bestem Wetter auf die gut gelangen Konzertbesucher*innen. Klein und groß, alt und jung, alle waren gekommen, um den Klängen und Geschichten von Schöne zu lauschen.
Zu hören waren viele Lieder aus dem Kinderprogramm des Liedermachers. Unter anderem waren mit dabei: „Jule wäscht sich nie“, „Der Meeresbezwinger Thomas“, „Frosch und Maus“, „Susi hat ein Baby“, „Der Popel“ und viele weitere. Bei letzterem machte Schöne das Publikum neugierig auf eine Zusatzstrophe, die er „früher in der DDR nicht spielen durfte“, weil sie „zu ecklig“ sei. Gewieft ließ er das Publikum abstimmen wobei mit 158 Ja-Stimmen, wie der Künstler schätze, keinen Gegenstimmen oder Stimmenthaltungen das Ergebnis eindeutig ausfiel. Zu hören gab es dann einen Ausschnitt aus dem Originalstück „El moco“ aus Mexiko, dass Schöne ins Deutsche übersetzt hat. „Los Niños que comen mocos, son pocos son pocos“ zu Deutsch „Die Kinder die Popel essen, sind wenige“. Kein Skandal, kein Aufschrei, nur amüsierte Zuhörende.
Schöne trat mit bester Laune und viel Schwung auf und wusste genau, wie er sein Publikum, ob nun jung oder alt, dazu bekam mitzuklatschen, zu singen, zu seufzen, zu stampfen, Meeresrauschen zu imitieren, zu schnalzen, zu schnipsen oder auch mehreres gleichzeitig zu tun, wie es das Lied „Wenn du glücklich bist“ verlangt. Koordinativ war da manch einer bis an seine Grenze geführt. Der Sänger versteht wie kaum ein zweiter, über Generationen hinweg Menschen in einem Konzert zu unterhalten.
Es gab auch nachdenkliche Titel zum Ukrainekrieg und zu den großen Themen, die ihn immer bewegen, die er mit seiner feinen Beobachtungsgabe und seinem begnadetem Gitarrenspiel in überdauernde Musik gießt. Zu den älteren und bekanntesten Liedern zählt sicher „Wellensittich und Spatzen“, das ebenfalls beim Konzert nicht fehlte. Auch aktuelle Stücke gab der Künstler zum Besten, darunter das Lied „Drei verschiedene Kindersocken“, in welchem Schöne Alltagsfrust umdichtet zu schönen Erinnerungen, die daraus erwachsen können und uns so ins Bewusstsein ruft, dass wir uns freuen sollten, wenn wir von anderen Menschen umgeben sind, weil wir womöglich eines Tages selbst nervige Dinge vermissen werden, wenn diese Menschen nicht mehr bei uns sind.
Seine Geschichten sind tiefgründig, emotional und oft von einer sanften Melancholie durchzogen, wie im Lied „Die Alte auf der Schaukel“, welches er ebenfalls spielte. Durch seine Worte und Melodien vermag es Schöne, das Alltägliche in etwas Besonderes zu verwandeln und den Hörer zum Nachdenken anzuregen, wie im Lied „Irgendwann“ aus dem 1997 erschienenem Album „Schöne Lieder“.
Kinderlieder endlich bei Spotify
Seit diesem Jahr findet man Schönes Kinderlieder auch auf dem Streamingportal Spotify und weiteren. Bisher wurden jene schmerzhaft vermisst, in diesem Jahr wurden gleich 3 Klassiker neu veröffentlicht: „Lieder aus dem Kinderland“, „Kinderlieder aus aller Welt“ und „Kinder-Lieder-Galerie“. Ein unglaublicher Schatz für die emotionale Reifung kleiner Geister und voller Menschlichkeit.
Dieser Artikel erschien zuerst am 20.08.2023 in der
Arterner Zeitung.
Seite besuchen
Matthias Zupp